Tamira zog Mooskissen einem Eichhörnchenfell bei weitem vor. Zwar lebten auch darin eine Menge Krabbeltiere,aber die Wahrscheinlichkeit, dass sie es darauf abgesehen hatten einen Pixie anzuknabbern oder auszusaugen war doch um einiges geringer. Doch bevor sie diese Erkenntnis mit ihren Begleitern teilen konnte, ertönte von draußen ein lautes Signalhorn. Alarmiert hoben die Gäste die Köpfe, doch die meisten senkten sie schon bald wieder, als sich der Signalton änderte. Nur eine alte Pixiefrau verließ laut schimpfend die Hopfenblüte: "Jeden Monat dasselbe Theater, immer wenn ich meine Schlüpper raushänge."
Tamira, die halb aufgestanden war, ließ sich auf ihren Sitz zurück sinken. "Oh man, ist schon wieder Zeit für den Dugesast?" Figals Gesicht war ein einziges Fragezeichen. "Du kennst den Dugesast nicht? Wo auch immer du herkommst, euch fehlt da echt nichts." Tamira stand auf. "Los komm mit. Den Durgesast muss man wenigstens einmal gesehen haben." Vor der Tür der Hopfenblüte blieb die Pixie kurz stehen. Aus der Ferne waren laute Rufe und ein merkwürdiges Geräusch zu hören. Es klang so, als ob etwas kleines durch die Luft flog und dann auf den Boden prallte. "Scheinen diesmal nur kleine Samen zu sein." murmelte Tamira und hob ab. "Kommt, von weiter oben kann man ihn besser erkennen udn es ist sicherer wenn man draußen ist."
Die drei Pixies flogen durch das Blättergewirr weiter nach oben, bis Tamira schließlich auf einem Ast landete. "Der Durgesast ist eher ein Lästling als wirklich ein Schädling." Erklärte sie, während sie sich prüfend umsah. "Groß wie eine Königskerze trampelt er hier einmal im Mondumlauf durch und wirft wie blöde mit Blumensamen um sich. Dabei sind es jedesmal neue Samen. Dahinten ist er." Tamira deutete auf einen dunklen Schemen, der sich einen Weg durch das Königreich bahnte. Sie kniff die Augen zusammen, es war schon etwas länger her, dass die sich den Durgesast angesehen hatte. Sein massiger Körper wurde von zwei Beinen getragen, über denen eine deutliche Wölbung hervortrat. Im Pixireich gab es rege Diskussionen darüber, ob dass, was den Durgesast bedeckte nun Fell oder Kleidung sei. Zwar sah er jedesmal anders aus, was für Kleidung sprach, allerdings konnte sich kein Pixie vorstellen, dass so ein dummes Wesen intelligent genug sein konnte, sich Kleidung anzufertigen. Und dumm musste er sein, so rücksichtslos wei er jedensmal durch ihr Land fuhrwerkte. Und immerhin würde er auch jedesmal andere Samen dabei haben, vielleicht bestimmte ja der Fellwuchs die Samenauswahl, oder die Samenauswahl das Fell. Soi ganz sicher konnte Pixie da nun nicht sein. Oben drauf balancierte ein kleiner runder Kopf mit spärlichem Haarwuchs. Merkwürdige Auswüchse wuchsen über die Augen, die dahinter irgendwie vergrößert aussahen. Tamira hatte mal ein Gespräch zwischen zwei alten Pixies mit angehört von denen der eine schwor, dass das Ding über den Augen keine Auswüchse wären, sondern ein Gerät, dass der Durgesast abnehmen konnte. Seine zwei Arme waren ständig in Bewegung, griffen in einen großen Beutel um seine Körpermitte, kamen wieder hervor und warfen mit Schwung eine handvoll Samenkörner von sich. Immer und immer wieder. Wie kleine Geschosse schlugen sie in dem Pixiereich ein und je nachdem um was für Samen es sich handelte, verursachten sie mehr oder weniger großen Schaden. Besonders schlimm war es vor ein paar Jahren gewesen, als er mit Kürbissamen um sich geworfen hatte. Einer der Samen war durch das königliche Schlafzimmerfenster geflogen und hatte beinahe den König enthauptet. Dieser hatte daraufhin seine Wachen zusammen gerufen und den Angriff auf den Durgesast befohlen, doch der ließ sich danach für lange Zeit nicht mehr blicken. Und als er endlich wieder auftauchte, war Prinzessin Merilis inzwischen so alt geworden, dass der König seine Wachen lieber dazu abstellte die Prinzessin zu bewachen anstatt den Durgesast zu verjagen. Und so musste das Pixievolk damit leben, dass er regelmäßig ein ziemliches Chaos veranstaltete.