RPG: Die Welt der Pixies

  • Merilis Dentagora, die älteste Tochter von König Sinistar und Königin Malvina, stand auf dem hölzernen Balkon vor ihrem Schlazimmer und atmete tief die kalte Morgenluft ein. In der Ferne hörte man einen Kuckuck rufen, die Sonne würde in einer Stunde aufgehen.
    Weit spreizte sie ihre schillernden Flügel ab und gähnte herzhaft. Ihre Mutter würde die Krise bekommen, wenn sie wüsste, dass Merilis schon auf war und in Begriff, ihre Gemächer zu verlassen. "Das geziemt sich nicht für eine Prinzessin, einfach so im Schloss herum zu stromern. Vor allem nicht um diese Tageszeit. Das entspricht nicht der Tradition." So oder so ähnlich würden die Worte ihrer Mutter lauten, wenn sie es wüsste. Überhaupt Tradition, Merilis verzog den Mund, Tradition bedeutete dem Volk der Pixies alles, doch würde es an der Tradition liegen, dass sie bald jegliche Freiheiten verlieren würde.
    In einigen Wochen wurde sie 17 und damit offiziell erwachsen. Doch ihre Zukunft würde nicht daraus bestehen, dass sie einen Beruf erlernte, sich einen Mann aussuchte und ein friedliches Leben führte. Ihr Schicksal war durch die Tradition vorbestimmt. Sobald sie volljährig wurde, würde sie auf Schritt und Tritt von einer halben Armee begeleitet werden die verhindern sollten, dass sie von einem der männlichen Sprösslinge der angrenzenden Königshäuser entführt werden würde. Und die Prinzen würden alles daran setzen sie trotzdem zu entführen um sie anschließend zu heiraten. Soviel zum Thema freie Partnerwahl.
    Ein leiser Pfiff riss Merilis aus ihren Gedanken. Sie sah Tamira, eine ihrer Wachen und ihre beste Freundin, die auf einem der Äste der großen Eiche in der die Pixies lebten, stand und ihr hektische Handzeichen gab. Eine der Wachen würde gleich an ihrem Zimmer vorbeikommen und wenn Merilis auf dem Balkon stehen blieb sie entdecken. Die junge Pixie zog sich in ihrZimmer zurück und zog eine Kiste unter ihrem Bett hervor. Sie schob einen Fächer und eine kaum angefangene Stickarbeit zur Seite, unverzichtbare Dinge für eine Prinzessin, jedenfalls aus Sicht ihrer Mutter. Unter dem Kram lag ein großer Beutel, der eine Rüstung der persönlichen Wache der Prinzessin enthielt, die perfekte Tarnung um sich unerkannt durch das Schoß zu bewegen.
    Die Rüstung bestand aus einem leichten Brustpanzer, einem Helm sowie Arm und Beinschienen die aus den grüngold schillernden Chitinpanzern von Rosenkäfern gefertigt war.
    Die Flügel wurden von einem dicht gewebten Netz aus Spinnenseide geschützt. Insgesamt war die Rüstung so leicht, dass es immer noch möglich war zu fliegen. Merilis befestigte das dunkelrote Tuch vor ihrem Gesicht, das dafür sorgte, dass nur noch ihre Augen zu sehen waren. Was auch immer der Grund dafür war, die Tradition verlangte, dass die königliche Wache ihr Gesciht verbarg. In diesem Fall kam ihr die Tradition mal zugute, denn auf diese Weise konnte sich Merilis durch das Schloss bewegen ohne dass es auffiel.
    Nachdem sie die Rüstung angelegt hatte, huschte sie hinaus auf den Balkon und flog, nach einem Handzeichen von Tamira, dass die Luft rein war, zu ihrer Freundin
    hinüber. "Guten Morgen Tam. Kommst du nach deiner Wachablösung noch mit zu Andarga? Ich war schon seit Tagen nicht mehr bei ihm und brenne auf Neuigkeiten." begrüßte Merilis ihre Freundin.
    "Morgen Lis, zu dem alten Muffeltroll?" Tamira war nur mäßig begeistert. Es hatte nicht wenig geregnet die Nacht und obwohl die Rüstung wasserdicht war, war sie doch ziemlich durchgefroren. "Na wenns denn sein muss." Die Prinzessin überhörte den gegrummelten Protest ihrer Freundin, ein Resultat der königlichen Erziehung. "Wir sehn uns dann gleich da. Ich hab nur noch knapp zwei Stunden bis..." Sie kam nicht dazu, zu erwähnen was in zwei Stunden sein würde, denn Tamira zog sie auf einmal zu sich heran und schob sie hinter sich in eine Nische in der Baumrinde. Lautes Keckern schallte durch den Wald und auf einmal flitzte ein rötliches, bepelztes Lebewesen an ihnen vorbei, ein laut schimpfendes Eichhörnchen. Verfolgt wurde es von einem Baummarder. Der kleine Nager hangelte sich an einem Ast entlang, dicht gefolgt von seinem Jäger, während die Pixies ihnen mit besorgtem Blick nachsahen. Erleichtert atmeten die beiden jungen Frauen auf, als die Bedrohung vorüber war. Hätte der Marder sie erblickt, hätte es leicht passieren können, dass sie zur Beute auserkoren worden wären, immerhin war ein Pixie nicht viel größer als ein Eichhörnchen und aus Sicht eines Marders auch nicht schwerer zu Fassen.

  • Ein Trupp bewaffneter Pixies in traditionellen, leichten Jägerrüstungen flatterte in gebührendem Abstand in V-Formation dem Marder hinterher, der seinerseits das Eichhörnchen jagte. Bis jetzt lautete ihre Mission einfach nur sicherzustellen, dass beide Tiere auf der Jagd den Baum der Pixies wieder verließen, ohne Zivilisten zu gefährden. Eigentlich ein Routineeinsatz für die siebenköpfige Truppe. Eigentlich.
    Angeführt wurde die Truppe von Feldwebel Lenwe Felagund, der an der Spitze der Formation flog. Für den Geschmack seiner Flügelmänner waren sie zu schnell unterwegs, immerhin sah es danach aus, als würden die beiden Tiere ohne weiteren Ärger zu verursachen, weiterziehen. Doch ihrem Anführer Lenwe ging es nicht schnell genug, er brannte darauf den Tieren eine Lektion darüber zu erteilen, dass dieser Baum Pixiegebiet war - und somit Ärger bedeutete. Das einzige was ihn bremste war das Helmvisier, das sein Gesicht bedeckte. Eine alte Tradition verlangte es, dass die Kämpfer der Pixies ihre Gesichter hinter Helmvisieren verbargen, die nur schmale Augenschlitze freiließen. Den Sinn in dieser Tradition hatte Lenwe nie begriffen, wie bei so vielen Traditionen.
    "Na los, Bewegung!" brüllte Lenwe die anderen Jäger an. Andere Pixies mochten der Ansicht sein, es seie klug einem größeren Gegner, wie einem Marder, auszuweichen, Lenwe hingegen fand, dass man nicht verlernen durfte größeren Gegnern zu begegnen. Immerhin war fast alles größer als ein Pixi.

    Das Eichhörnchen schwang sich flink von dannen und der Marder folgte ihm, ohne sich scheinbar darum zu kümmern, dass sich in dem Baum die Pixies tummelten.
    "Feldwebel!"
    "Was?!"
    "Sie sind weg."
    "Das sehe ich selbst!"
    Lenwe schnaubte ärgerlich unter seinem Helmvisier auf. Die Gelegenheit seine kleine Truppe Erfahrung bei der Vertreibung eines Marders sammeln zu lassen, war soeben durch die Äste verschwunden. Das war ärgerlich. Doch schon fand er ein Ziel für seinen Unmut.
    "Alle Mann, wegtreten!" bellte er während er hinunter auf einen der Äste blickte. Es gab viele Dinge die Lenwe verärgern konnten - Marder zum Beispiel - doch was ihn wirklich auf die sprichwörtliche Palme brachte, dass war ein Pixi in Uniform, der sich vor der Pflicht drückte.
    Lenwe landete neben den beiden Frauen in den Uniformen und stemmte die Hände in die Hüften "Was treibt ihr hier?" brüllte er die beiden an. Offensichtlich waren die beiden Palastwachen nicht auf ihrem Posten und obendrein hatten sie nichts gegen den Marder unternommen. In den Augen von Lenwe kam das Hochverrat gleich.
    Und das brauchte ihn wirklich zum kochen.

  • Eichhörnchen! Marder! Keuchend ließ sich Fingal auf das Moos fallen und schnappte nach Luft. Was für ein total bescheuertes, gefährliches Land in das ihn sein komplett herzloser, völlig verknöcherter und garantiert nicht mehr im Vollbesitz seiner ohnehin nie großen geistigen Kräfte Vater bloß geschickt?
    „Entführ die Prinzessin und dann wird geheiratet und wir haben endlich auch dieses Reich uns einverleibt.“ Soweit er sich erinnerte hatte sein Vater noch ein „Muharharhar“ zugefügt, ganz scher war er sich da aber nicht. Sein Vater war einfach der Typ, der „Muharharhar“ an einen Satz dranhängte. Aufgrund ihrer Statur gab es nicht wirklich oft größenwahnsinnige Pixies, aber wenn die Natur in der Hinsicht zulangte, dann aber so richtig.
    Fingal empfand es als grob unhöflich einfach eine junge Frau gegen ihren Willen zu entführen, um sie dann auch noch gegen seinen eigenen Willen zu heiraten, was der ganze Angelegenheit eine zusätzliche, besonders bescheuerte Komponente gab.
    „Es gibt so etwas wie Traditionen,“ hatte sein Vater ihm gepredigt, „HEILIGE Traditionen! SINNVOLLE Traditionen. EHRENVOLLE Traditionen!“
    „Was, sich wild wehrende junge Frauen zwangsweise zu ehelichen und für muffelige Ehefrauen zu sorgen?“
    Okay, das war nicht sehr diplomatisch gewesen und irgendwie war der heftige Schlag mit dem Zepter auf seinen Kopf wohl nicht gänzlich unverdient, aber es änderte nicht ein bisschen an der Tatsache: Fingal hatte Recht. Außerdem, man hörte ja auch so einiges und danach war Prinzessin Merilis alles andere als begeistert davon künftig entführt zu werden. Sie sei sogar militant, was nun gar nicht Fingals Neigungen entsprach. Für einen Prinzen des Heckenreiches war er bedauerlich friedfertig, was er darauf zurückführte, das sein Vater schlichtweg die falsche Frau entführt hatte. Seine Mutter Amanita war immer sehr friedlich und vergnügt gewesen und hatte sich ihr ganzes Leben lang nur um ihre Pilzzucht gekümmert, sie stammte immerhin aus dem Waldreich hinter den Hecken und dahin war sie eines Tages auch zurück entschwunden. „Dein Vater ist ein machtgeiler Vollidiot und du wirst damit klarkommen müssen,“ hatte sie ihm zum Abschied gesagt, ehrlich, nur nicht hilfreich.
    Missmutig strich Fingal über seine leicht angeknitterten Flügel, prächtige dunkelblaue Flügel mit goldenen Sprenkeln und einem Hauch von Purpur. Er ahnte: Das hier würde gründlich schief gehen und vermutlich würde er einem gräßlichen Schicksal anheimfallen und das alles nur der Tradition wegen.
    Irgendwie wünschte sich Fingal fast, das Eichhörnchen oder der Marder hätte ihn erwischt. Andererseits bestand die Gefahr sein Vater würde ins Jenseits kommen und ihn dort zur Schnecke machen, weil er nicht den Traditionen folgte und das wollte er um jeden Preis vermeiden.

  • "Äh." Merilis starrte die wütende Wache vor sich etwas verstört an, was durch die Gesichtsmaske aber glücklicherweise nicht so auffiel. Tamira hingegen hatte Haltung angenommen, ein Reflex wenn sie angeschrieen wurde. "Wir halten Wache vor den Gemächern der Prinzessin?!" Merilis machte eine wage Handbewegung in Richtung ihres Schlafgemachs. "Die Königin war beim letztenmal nicht sehr erfreut, als sie erfuhr, dass ihre Tochter sich heimlich über den Balkon verdrückt hatte." Das war die Untertreibung des Jahrhunderts, genau genommen hatte ihre Mutter drei Tage lang geschäumt vor Wut und Merilis hatte sich eine Standpauke anhören müssen das sie Wochen später nur bei dem Gedanken daran blutende Ohren bekam. Zudem war sie dazu verdonnert worden mit zu helfen ihr zukünftiges Hochzeitskleid mit winzig kleinen Perlchen zu besticken die die Angewohnheit hatten ihr aus den Fingern zu gleiten und überall im Zimmer herumzu kullern. Sie hatte mehr Zeit damit zugebracht die verlorenen Perlen wieder einzusammeln als dass sie welche auf ihr Kleid gestickt hätte.
    Tamira trat einen Schritt nach vorne, bevor der Feldwebel allzuviel Aufmerksamkeit auf die scheinbare Wache richten konnte. "Ist die Gefahr durch die felligen Eindringlinge gebannt Feldwebel? Es gab keine offensichtliche Bedrohung, daher haben wir unsere Stellung nicht verlassen." Tamira war klar, dass ihre Worte nicht die klügsten waren, sie klangen eher nach fauler Ausrede, aber sie wollte auf keinen Fall, dass der Feldwebel allzuviel Aufmerksamkeit auf die Prinzessin richtete, denn ihm würde garantiert nicht entgehen, dass sie zwar die Rüstung der königlichen Wache trug, aber nicht die dazu gehörigen Waffen.

  • "Oh." Lenwe verstummte als er die Erklärung der Wache hörte "Verstehe." er hob den Kopf und starrte durch das Helmvisier zu dem Fenster hinauf.
    Es war kein Geheimnis, dass die Prinzessin dazu neigte, sich aus dem Staub zu machten, um sich wer-weiß-wo rumzutreiben. Das wiederum hatte dazu geführt, dass die Krieger des Baums genausoviel Zeit damit verbrachten Angreifer zu verjagen, wie damit ihre Prinzessin einzufangen. Als wäre es nicht schon schwer genug sie zu beschützen.
    Lenwe schob sein Helmvisier zurück und das etwas verdrießliche Gesicht eines 20jährigen Pixies kam zum Vorschein "Dämliches verzogenes Gör." grummelte er, während er aus dem Beutel an seinem Schwertgürtel einen Honigdrops nahm und sich in den Mund schnippte - sein Laster. Die Wut war verschwunden und kameradschaftlichem Mitgefühl gewichen, denn immerhin schoben die beiden Wachen hier einen sehr undankbaren Dienst. Er hielt den beiden den Beutel mit Honigdrops hin.
    Lenwe fiel auf, dass eine der beiden Wachen kein Schwert trug - dafür hätte er sie eigentlich direkt wieder anbrüllen müssen - aber man brauchte kaum eine Waffe um eine entflohene Prinzessin einzufangen. Vermutlich hatte diese Wache sich den Aufwand einfach gespart.
    "Und, wie lang geht eure Schicht noch?" erkundigte Lenwe sich, während er aus alter Angewohnheit den Blick schweifen ließ, auf der Suche nach der nächsten Gefahr auf die er sich stürzen konnte.

  • Fingal lief dem Wachtrupp praktisch in die Arme und man konnte sagen: Er war mindestens genauso überrascht wie die, nur das bei ihm noch ein guter Schuß Panik dazu kam. Wenn die rausfanden wer er war - so genau kannte er die Sitten in diesem Königreich nicht, aber bedauerlicherweise war es nicht nur eine Tradition, das Prinzessinnen entführt wurden, sondern auch das ewischte Prinzen über eine übersichtliche Lebenserwartung verfügten. Andererseits ... wer kannte ihn denn schon hier? Na schön, als Einheimischer würde er niemals durchgehen, aber in allen Pixiereichen lebten auch Pixies aus anderen Reichen und so würde er alle seine Probleme auf einen Schlag los.
    Ja, aber du wirst arbeiten müssen, wies ihn eine innere Stimme auf den Schwachpunkt des Plans hin.
    Schon, aber: Keine entführten Prinzessinnen. Keine psychophatischen Väter. Keine dummen, alten Traditionen.
    Sagt der Typ der bisher noch nie auch nur eine Gießkanne gehoben hat
    Arbeit KANN gar nicht so schwer sein, verglichen mit dem Dasein als Prinz.
    Ich werd dich beizeiten daran erinnern ...
    Pfft! dachte der prinz zu sich selbst und machte ein angemessen überraschtes Gesicht.
    "Huch!" hauchte er mit fast echten Erstaunen, "Hab ich den falschen Abzweig erwischt?"

  • Die Prinzessin zog einen Schmollmund, als sie die Worte des Feldwebels hörte, was aber aufgrund des Helmvisiers keiner sah. "Also ich würde um nichts in der Welt mit der Prinzessin tauschen wollen." sagte sie, während sie sich einen Honigdrop aus dem Beutel fischte und nachdenklich zwischen den Fingern rollte. Tamira gab ihr einen warnenden Stoß in die Seite, den Merilis aber ignorierte. "Jetzt mal ernsthaft, wollt ihr den ganzen Tag nichts anderes machen als Kleider anprobieren, auf langweiligen Empfängen rumsitzen und euch von eurer Mutter und der Zofe Reden anhören, darüber, wie wichtig es ist die Traditionen zu achten? Was ist das überhaupt für eine bescheuerte Tradition, die darauf abzielt, aus einer Person nichts weiter als einen Preis zu machen?"
    "So schlimm wird der Prinz schon nicht sein, der es in ferner Zukunft vielleicht einmal schafft die Prinzessin zu entführen. Immerhin muss er erst an uns vorbei und dass wird ja wohl nur einer versuchen, der es auch wirklich ernst meint." Versuchte Tamira ihre Freundin zu trösten. Vor dem Feldwebel konnte sie schlecht zugeben, dass sie das Ganze für barbarisch und mehr als altmodisch hielt. Nur zu schnell konnte das als mangelnde Loyalität fehlgedeutet werden.
    Merilis gab ein gehässiges und sehr unprinzessinenhaftes Schnauben von sich. "Dir ist schon bewusst, dass eine Prinzessin umso mehr im Wert steigt, je mehr Wachen bei der Entführung von ihr draufgehen?" Merilis ahmte die näselnde Stimme der Königin nach: "'Dein Vater hat zwölf Mann verloren als er versucht hat mich zu entführen und sieben meiner Wachen haben ihr Leben für mich geopfert. Es war eine geradezu heldenhafte Entführung. Bei Königin Yasiras Entführung wurden beispielsweise nur zwei der Entführer gefangen genommen bevor sie in die Hände ihres jetzigen Mannes gefallen ist, was nicht gerade ein gutes Licht auf ihre Wachen fallen lässt, die waren sehr nachlässig würde ich sagen.' äh, das hat die Königin Gestern erst der Prinzessin erzählt. Ich hatte zu dem Zeitpunkt Wache und konnte es nicht wirklich überhören. Fast zwanzig Tote nur um am Ende sagen zu können, ich bin was wert? Also ich weis ja nicht."
    "Also ich wäre jederzeit bereit, mein Leben für die Prinzessin zu opfern." Tamaris klang beinahe wütend. "Das ist unsere Aufgabe, sie im Notfall mit dem Leben zu beschützen. Und jeder der sich für ihre persönliche Leibgarde rekrutieren lässt, sollte sich dessen bewusst sein. Um auf deine Frage zurück zu kommen Feldwebel, die Schicht endet bei Sonnenaufgang." Und wenn der Feldwebel bis dahin nicht verschwunden ist, werden wir zwei ein nettes Problem haben zu erklären, warum wir hier zu zweit Wache halten und du zudem keine Waffen dabei hast, dachte sie im Stillen bei sich.

  • Lenwe hob die Augenbraue "Nun, Kleider anprobieren würde mir wohl wirklich nicht liegen... Aber wie würde es der Prinzessin wohl gefallen gegen tollwütige Marder zu kämpfen, hmm?" er winkte ab und flatterte entnervt mit den Flügeln.
    Was die beiden Wachen über Traditionen sagten brachte Lenwe ins Grübeln. Einerseits konnte er ihnen nicht wirklich widersprechen, es war schon ein wenig paradox: anstatt sich mit den wirklichen Gefahren zu befassen, verschwendete man enorm viel Aufwand dafür, Prinzessinen zu entführen, oder es zu verhindern. Was die betroffenen Wächter davon hielten interessierte meist niemanden. Aber andererseits: so war die Tradition nun mal. Und als Abkömmling einer langen Ahnenreihe von teils hoch dekorierten Veteranen waren ihm nie Zweifel an der ganzen Sache gekommen. Er kannte es nicht anders
    "Mit solchem Gerede solltest du vorsichtig sein." sagte er zu Merilis "Ich bin zwar nur einfacher Grenzwächter und habe deshalb nicht viel zu sagen, aber du weißt nie wer zuhören könnte. Die Palastwache hört sowas nicht gern. Und stell dir mal vor die Prinzessin würde mitkriegen dass du dich beschwerst?" kritisch musterte er die vermeintliche Wache, dann zog er einen Holzdolch aus seinem Schwertgürtel, warf ihn hoch und fing die Klinge mit spitzen Fingern, hielt ihr den Griff hin. "Und ich will garnicht wissen wieso du keine Waffe trägst. Nimm das hier, nur für den Fall das plötzlich ein feindlicher Prinz auftaucht."

    "Sei gegrüßt Bürger." bellte Lenwe dem Pixi zu der nun auftauchte. "Das kommt darauf an wo du hinwolltest." Lenwe musterte den Pixi. Er erinnerte sich nicht daran ihn schon einmal gesehen zu haben, aber das musste nicht viel heißen, immerhin war das Reich inzwischen ziemlich groß geworden.
    Lenwe deutete dem Eichhörnchen und dem Marder hinterher "Nur in die Richtung solltest du nicht gehen, egal was dein Ziel ist."

  • "Monsterhörnchen und Meuchelmarder," nickte Fingal, "Denen wäre ich um ein Haar in die Pfoten gelaufen." Erleichtert nahm Fingal fest, das die Wachen erfreulich unparanoid waren, daheim hätte er schon unter vier Wachen begraben am Boden gelegen und peinliche Fragen beantworten müssen. "Ich wollte -"
    Ja was eigentlich? Der hielt ihn für einen Bürger des Landes, also könnte er damit durchkommen. "Ich bin Fing- <verhaspel> Finn Gall und wollte mich für die Wache bewerben. Bin ganz geschickt mit Schwert, Lanze und Bogen und ehrlich gesagt: Pollen sammeln ist echt nicht mein Ding, wenn du verstehst was ich meine." Er hoffte sein Zwinkern sah nicht zu anzüglich aus, sondern angemessen rauflügelig. Das war der perfekte Plan! Selbst wenn er von den Leuten seines Vaters ertappt würde, er könnte sich noch immer mit rausreden, das er sich strategisch günstig für die Entführung plaziert hatte. Und Wächter war beiweiten nicht der schlimmste Job der einem zustoßen konnte. Besonders wenn er sich die beiden weiblichen Wachen so ansah.
    Wobei Fingal natürlich prompt den Prinzenfaktor völlig verdrängt hatte.

  • "Soso," Tamira trat einen Schritt vor und musterte den Neuankömmling misstrauisch. "Ihr wollt euch also für die Wache bewerben. Und dafür schleicht ihr noch vor Sonnenaufgang vor dem königlichen Palast herum? Also entweder seid ihr nicht der Hellste oder ihr habt etwas ganz anderes im Sinn und das ist nur eine Ausrede." Grimmig ließ sie die Hand auf den Schwertgriff sinken.

  • "Stimmt, das ist verdächtig." Lenwe sah Tamira an "Fast so verdächtig wie zwei Wachen die sich im hintersten Winkel verstecken und nichtmal eine Waffe dabeihaben." er winkte ab bevor er leiser fortfuhr "Schau dir die halbe Portion mal an, der soll ein Entführer sein? So einer soll geschickt worden sein um sich ganz allein durch die Palastgarde zu kämpfen?"
    Lenwe sah Finn an. Ein Wächter wollte er werden? Nun, wenn er einen Speer schleudern konnte, warum nicht. Doch Lenwe bezweifelte dass Finn wirklich Kampferfahrung hatte. Dem Wächter fielen die prächtig schimmernden Flügel auf, so sahen die gepflegten Flügel verwöhnter Bengel aus den Adelsfamilien aus, und nicht so stumpf und farblos wie bei Lenwe.
    "Na wenn du meinst du hast das Zeug dazu." meinte Lenwe nur unbestimmt.

  • Finn wusste selbst, das er nicht grade aussah wie ein Eichhörnchenwürger, aber wenigstens eines hatte ihm sein Vater vernünftig beigebracht: Kämpfen. Notfalls mit einem hastig abgerissenen Grashalm, obwohl man damit wirklich nur sehr schlechte Chancen hatte. Er und seine Brüder waren immer wieder losgescheucht worden um die Grenzen des Heckenreichs zu schützen und einmal hatten sie sogar gegen einen hungrigen Fuchs sich behaupten müssen, der Pixies irrtümlicherweise für Nahrung hielt. (Waren sie auch, aber er lernte: Wie Igel, eklig stachlig)
    "Na ja, ich dachte mir, es sei nicht so klug gleich schwer bewaffnet aufzutauchen, so etwas führt doch arg oft zu Missverständnissen. Tödlichen Missverständnissen ..." Außerdem wirkte man nicht so richtig glaubwürdig, wenn man mit einem Schwert in der Hand sagte "Hallo, ich komme in Frieden". So freundlich wie möglich sagte er: "Also wenn ihr mir einen Speer ausleihen würdet und ein Ziel sagt, dann kann ich zeigen ob ich was kann. Ansonsten versuch ich gern mein Glück woanders, bin da nicht so wählerisch."

  • "Da keiner von uns hier die Befugniss hat zu entscheiden ob ihr für die Wache taugt oder nicht, schlage ich vor, wir behalten hier unsere Waffen hübsch bei uns und ihr macht euch auf den Weg zum Hauptmann und tragt dort euer Anliegen vor." Sollte einer ihrer Vorgesetzten hier auftauchen oder der Feldwebel auch nur die kleinste Andeutung machen, dass hier bei ihrer Wache irgendwas faul war, sie würde in arge Erklärungsnot geraten. Und diese Not würde noch größer werden, sollte sich ein vermeintlich freundlicher Anwärter auf die Wache als Angreifer herausstellen, dem sie auch noch ihren Speer geliehen hatte damit er sein Können beweise. "Folgt einfach dem Stamm nach unten bis zu dem Astloch von dort links um den Stamm herum, dem nächsten Ast folgst du bis zum Weißdorn, dort findest du das Hauptquartier der Wache." Tamira deutet in die beschriebene Richtung. "Und wenn sich herausstellen sollte, dass ihr ein unbescholtener Bürger seid, würde ich mich freuen, wenn wir uns heute Abend auf ein Wipfelbier in der gescheckten Tulpe treffen. Nichts für ungut, aber die Prinzessin war in den letzten Tagen wieder etwas übermütig und wir sind alle etwas angespannt." Nur mit Mühe konnte sich Merilis zurückhalten bei Tamiras Worten nicht empört die Arme zu verschränken.

  • "Ich sehe das ähnlich, aber keine Sorge Finn, im Hauptquartier gibt es genug Speere zum ausprobieren." meinte Lenwe, der Finn immer noch nicht wirklich zutraute das Zeug zum Wächter zu haben. Aber andererseits: vielleicht irrte Lenwe sich ja auch? Pixikenntnis war nie seine größte Stärke gewesen - einer der Gründe wieso er Grenzwächter geworden war. Spione zu entlarven lag ihm nicht, aber wilde Tiere jagen schon. Immerhin wusste man bei Tieren immer woran man war.
    "Ich bin auf dem Weg ins Hauptquartier und zeig dir den Weg." meinte er zu Finn, dann schob Lenwe sein Helmvisier runter und hob mit flatternden Flügeln ab. Kurz fiel dabei sein Blick auf den Balkon hinter dem die Gemächer der Prinzessin lagen.
    Moment mal!
    Lenwe kniff die Augen zusammmen und flog etwas näher dorthin. Nein, er hatte sich nicht getäuscht, die Tür war nicht verschlossen, nur angelehnt, so als hätte jemand sie offen gelassen, um später wieder hineinzukönnen. Lenwe spähte ins Innere, doch von der Prinzessin war keine Spur zu sehen.
    "Großartig." murmelte Lenwe.
    Er flog zurück zu Finn und den beiden Wachen "Du!" bellte er befehlsmäßig Tamira an "Sieh drinnen nach und halte dann die Stellung. Und du!" er bellte nun die Prinzessin an ohne es zu wissen "Du kommst mit mir, wir folgen dem Eichhörnchen."
    Lenwe vermutete, dass die Prinzessin abgehauen war als die beiden Wachen durch das Eichhörnchen und den Marder abgelenkt gewesen waren. Das hieß aber auch, dass die Prinzessin hier irgendwo herumflatterte und Lenwe wollte sich garnicht ausmalen was los wäre, wenn sie vom Marder gefressen würde.
    "Und du!" bellte er - er war halt gerade so drin - Finn an "Hab einen schönen Tag."

  • Im Gegensatz zu Lenwe war Fingal ein großer Kenner der Körpersprache und der Mimik. Wer einen König wie seinen Vater hatte, der lernte diese Kunst entweder rasant schnell oder bekam sehr bald sehr große Probleme. Und in diesem Fall brauchte man nicht einmal auf subtile Zeichen zu warten: Die beiden Mädchen sahen so aus, als wäre ihn grad eine Nuß auf den Kopf gefallen, aus der Eichzilla, das gräßliche Mutantenmonster mit dem man kleine Jungs erschreckte, die sich wie kleine Jungs eben benahmen, rausgesprungen kam und sich dran machte Köpfe abzureissen. Obwohl .. er war sich nicht ganz sicher, aaaber .... eine der beide hatte ganz ganz flüchtig einen anderen Ausdruck auf dem Gesicht gehabt: Wildes Entzücken.
    Er hatte keine Ahnung was genau hier passierte, aber er war sich ziemlich sicher: Interessant werden könnte es und blieb mit einem leicht debilen Grinsen neben Tamira stehen. "Ärger, hm?"
    Ihm war schon klar: Für solche Kommentare waren schon Leute erschlagen worden.

  • Tamira ignorierte Finn, denn etwas anderes stieß ihr sauer auf aber sie sah darin auch eine Chance aus dem ganzen Schlamassel wieder herauszukommen in das sie Prinzessin Merilis gebracht hatte. "Ich will ja nicht auf Prinzipien herumreiten," sagte sie daher an Lenwe gewandt, "aber wie kommt ein einfacher Grenzwächter dazu, der Wache der Prinzessin Befehle zu erteilen? Du," sie deutete auf Lis, "wirst in den Gemächern der Prinzessin nachsehen, ob sie dort ist. Du bist nicht hinreichend ausgerüstet, um hier draußen auf Suchaktion zu gehen. Melde der Wachablösung was hier vorgefallen ist. Und ich werde mich mit dir hier draußen umsehen."
    Merilis zögerte, aber nur kurz. Es war nicht ihre Art Freunde noch tiefer in die Wildschweinsuhle zu ziehen als unbedingt notwendig. Wortlos drehte sie sich um und flog zu ihrem Zimmer zurück.

    "Diese Neulinge, immer hat man Ärger mit ihnen." Murmelte Tamira leise vor sich hin, während sie der Prinzessin nachsah.

  • "Ja meine Güte, von mir aus auch so." schnaubte Lenwe in sein Helmvisier, bevor er losflatterte. Er stieg in die Höhe auf. Höhe war meistens von Vorteil, sie verschaffte Übersicht und brachte einen von allen Gefahren am Boden fort. Man durfte nur nicht zu hoch aufsteigen, sonst bekam man es schnell mit Vögeln zu tun. Doch es ging hier um die Prinzessin, da durfte man hinsichtlich des Risikos nicht allzu zimperlich sein.
    Weit konnte sie nicht gekommen sein, wenn man der Theorie folgte, dass sie während dem Trubel, den der Marder verursacht hatte, entkommen war. "Klasse. Einfach klasse." fauchte er gereizt als er in keiner Richtung eine Pixiprinzessin erblickte - und von hier aus gab es 360 Richtungen, in die sie hätte verschunden sein können.
    "Ich folge dem Eichhörnchen und dem Marder." rief er Tamira zu "Wenn ich sie schon nicht finden kann, dann stell ich wenigstens sicher, dass sie nicht von den beiden gefressen wurde. Und du..." Lenwe brach ab als er an Tamiras Worte von gerade eben dachte "Ach, mach was du willst."

  • "Feldwebel, warte!" Tamira war Lenwe durch das Blättergewirr der Eiche gefolgt. ""Planlos losflattern bringt im Moment ja nicht sehr viel. Ich würde vorschlagen, wir schauen an den Beiden wahrscheinlichsten Plätzen nach an denen sich die Prinzessin um diese Zeit aufhalten würde. Ich vermute den großen, toten Ast der ganz oben aus der Eiche ragt kennst du? Von dort kann man den Sonnenaufgang sehen, etwas was die Prinzessin gerne tut. Wenn du dort nachsiehst, dann fliege ich zum großen Ameisenhaufen. Ich verstehe nicht was sie immer wieder dorthin zieht, aber wir haben sie dort schon häufiger wieder aufgegriffen." Die beiden Orte die Tamira genannt hatte, waren tatsächlich Orte an denen sich Prinzessin Merilis gerne aufhielt. Und der tote Ast hatte noch andere Vorteile: Er lag so, dass der Feldwebel auf dem Weg zurück zum Hauptquartier der Wache führte der direkte Weg nicht noch einmal am Zimmer der Prinzessin vorbei und Tamira rechnete sich aus, dass der Feldwebel eine genauso lange und feuchtkalte Nacht hinter sich hatte wie sie und einfach nur froh war, wenn seine Schicht zuende war. Zudem war der Weg zu dem Ast nicht allzuweit, jedenfalls kürzer als zu dem Ameisenhaufen, sie würde den Feldwebel also nicht unnötig weit durch die Gegend scheuchen und der Ausblick auf den Sonnenaufgang war wirklich spektakulär, das war vielleicht ein kleiner Trost.

    Aufseufzend ließ sich Merilis auf ihr Bett sinken und zog sich den Helm vom Kopf. Das war Heute verdammt knapp gewesen, sie würde das nächstemal besser aufpassen müssen und sich die passenden Waffen besorgen. Sie warf einen Blick auf den Holzdolch, auf der gehärteten Klinge sah man die feine Holzmaserung, von der Maserung her würde sie auf Olivenholz tippen. Teuer und hochwertig. Merilis verzog das Gesicht zu einem Grinsen, da waren die Langweiligen Lektionen ihrer Mutter zum Thema "mit welchen Materialien statte ich mein Schloss aus" ja doch mal zu was gut gewesen. Sie sah auf, als draußen der Gesang eines Haussperlings begann, in ein paar Minuten würde die Sonne aufgehen. Schnell legte sie die Rüctung ab und versteckte sie zusammen mit dem Dolch wieder in der Kiste unter ihrem Bett. Sie schaffte es gerade noch so sich unter ihre Bettdecke zu verkriechen bevor ihre MAgd ins Zimmer kam und begann Merilis Kleidung für den heutigen Tag zurecht zu legen. Die Prinzessin stellte sich schlafend und dachte darüber nach wieviel aufregender das Leben als Wache doch wäre.

  • Ehe noch jemand einfallen könnte, das er ein Fremder war und grad eine Prinzessin verschwunden war trollte sich Fingal von dannen und folgte der Beschreibung zur Wachstube. Zumindestens ansehen wollte er sich das ganze einmal.
    Die meisten stellten es sich erheblich leichter vor ein Prinz zu sein, als es war. Es gab fast immer etliche Prinzen, immerhin bestand der Traditionen oft der Bedarf an einem Ersatzprinzen, weil sich der Vorgänger ungeschickt beim befreien von Prinzessinnen angestellt hatte. Bereits vier seiner Brüder hatte es schon erwischt, jedenfalls waren sie nie wieder zurück gekommen. Inzwischen fragte sich Fingal, ob die nicht auch urplötzlich dazu berufen gefühlt hatten eine neue berufliche Laufbahn einzuschlagen.

    Das Hauptquatier der Wache beim Weißdorn war einfach zu fiinden, etwas schwieriger wurde es schon den Hauptmann davon zu überzeigen, das Fingal nicht ein "Blütenblättchen von einem Kerl" war. Er musste zugeben, die meisten Pixies hier waren irgendwie etwas größer und kräftiger gebaut als er, aber er verstand wirklich etwas von Waffen. Schließlich ließ ihn der Hauptmann doch vorführen was er konnte und es dauerte nicht sehr lange, bis sein herablassendes Grinsen zu einem anerkennenden Blicl wurde.
    "Kannst wohl doch was," brummte er und betrachtete die Zielscheibe, die Fingals Speer in der Mitte getroffen hatte. Jetzt steckte das Ding tief in der Zielscheibe und drei Wachen zerrten vergeblich daran rum. "Wie sieht es mit anderen Waffen aus?"
    "Kann ganz passabel fechten," lächelte Fingal bescheiden, "Und bin ein brauchbarer Bogenschütze."
    Der Blick des Hauptmanns wurde wirklich interessiert. "Bogen?" fragte er und drückte Fingal einen Bogen in die Hand. "Zeig her!"

    Bogenschießen war für Pixies kniffliger als die meisten dachten. Sie waren im Grunde zu leicht, zu flatterig um diese Kunst zu beherrschen. Bogenschießen war Elfenwerk, die alles in allem etwas größer und schwerer waren und nicht in Gefahr liefen sich selbst zusammen mit dem Pfeil loszuschießen. Aber wenn man so nah am Wald lebte wie das Heckenvolk musste man sich den einen oder anderen Trick einfallen lassen um die großen Tiere fern zu halten und zwar nach Möglichkeit RICHTIG fern.
    "Von hier bist DU nicht," stellte der Hauptmann fast, als er sah wie Fingal mit dem Bogen umging, "Hecke nehm ich an, hm?"
    Stumm nickte Fingal, es lohnte sich nicht komplizierte Lügengebäude aufzubauen, die ohnehin in sich zusammenkrachen würden.
    "Na da wirst einige hier finden," grinste der Hauptmann, "Gute Jungs die Heckenleute, ziemliche Säufer, aber gute Leute. Laß dir ne Uniform geben, mal sehen wo wir dich einsetzen." Und dann grummelte er noch einiges von überraschten Eichhörnchen ...

    Edited once, last by Nephele (June 27, 2013 at 9:48 PM).

  • "Ja, guter Einfall." entgegnete Lenwe auf Tamiras Vorschlag hin, machte aber keine Anstalten seine Route zu ändern, sondern flog in vollem Tempo der Spur des Marders nach, bis er das Tier schließlich wiederfand. Aus sicherer Höhe beobachtete Lenwe den Marder, der aber nicht danach aussah, als habe er irgendwen gegessen in letzter Zeit. Auf seinem Weg hatte Lenwe außerdem keine Pixiüberreste, insbesondere keine Prinzessinreste, gefunden. Er wertete das als erfreuliche Information.
    "Wie war das? Toter Ast?" murmelte Lenwe als er versuchte sich daran zu erinnern was Tamira gesagt hatte. Er flatterte los und fand schließlich den Ast der aus der Eiche ragte, so wie Tamira gesagt hatte. Der Aussicht schenkte Lenwe keine Beachtung, immerhin verbrachte er reichlich Zeit im Freien. Er stellte nur fest, dass die Prinzessin nicht hier war. Ob er das nun erfreulich finden sollte, wusste er nicht.
    Ob inzwischen wohl Alarm gegeben worden war? Immerhin war die andere Wache ja in die Gemächer gegangen. Lenwe flatterte den Baum hinunter und landete neben einer der Dienstmägde, die gerade aus den Gemächern kam "Verzeihung, ist die Prinzessin wieder da?" fragte er die Pixie.
    "Was soll die Frage?" argwöhnisch wölbte die Magd die Braue "Natürlich ist sie da, sie schläft derzeit. Ist alles in Ordnung?"
    Offenbar hatte die Prinzessin sich zwischenzeitlich wieder in ihr Zimmer schleichen können. Das war beachtlich, offenbar würde man ihre Wache verdoppeln müssen - oder sie festketten, eine Idee die Lenwe nach all der Aufregung sehr gut fand "Ja." Lenwe winkte ab und grinste matt "Vergiss es einfach wieder."

    Lenwe kehrte zur Wache zurück und gab seinen Speer wieder an der Waffenkammer ab. Dann zog er sich um und verließ die Wache. Er schlenderte den in den Baum gegrabenen Weg entlang, der zur gescheckten Tulpe führte. Lenwe betrat, wie so häufig, den Schankraum und lehnte sich an den Tresen, über den ihm sofort das übliche Getränk zugeschoben wurde.